Global Perspectives | Bericht | 12. Mai 2020

Botschafter Dr. Christoph Heusgen: „Der Bedarf an internationaler Zusammenarbeit ist so hoch wie nie.“

GP Video-Interview zu COVID-19 im Fokus der Vereinten Nationen und die Rolle der WHO

GPI sprach in einem Interview mit Botschafter Dr. Christoph Heusgen, Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York, über COVID-19 im Fokus der Vereinten Nationen, die Rolle der WHO und warum sich die Zusammenarbeit im Sicherheitsrat an einer Resolution zur Unterstützung des Aufrufs des VN-Generalsekretärs zu einem globalen Waffenstillstand  schwierig gestaltet.

GP Video Interview mit Botschafter Dr. Christoph Heusgen

Während COVID-19 derzeit das Weltgeschehen dominiert, ruhen die 358 Krisen und Konflikte jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Pandemie birgt das Risiko, aktuell die Lage in vielen Konfliktregionen weiter zu verschärfen. „In der Realität werden diese Krisen in einigen Fällen zusätzlich erschwert. Die Auswirkungen der Konflikte sind noch stärker, als sie vorher waren“, so Botschafter Heusgen.

Deshalb ist der „Bedarf an internationaler Zusammenarbeit so hoch wie nie“. Die VN und die WHO sind elementare Bindeglieder, um die Krisen erfolgreich zu bewältigen. Dazu wird auch ein Zusammenspiel aus regionalen Initiativen und internationalen Anstrengungen benötigt. Deutschland trägt substanziell zu den internationalen Bemühungen bei, bspw. mit 300 Mio. Euro für humanitäre Hilfe in Antwort auf die globalen humanitären Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen und der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sowie bspw. mit 525 Mio. Euro im Rahmen einer internationalen Geberinitiative der EU u.a. zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus.

Mehr Informationen zu den deutsche Initiativen finden Sie unter:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/humanitaere-hilfe/corona-humanitaere-hilfe/2337334

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/-eine-stunde-der-hoffnung–1750218

Auf Drängen Deutschlands hatte sich zudem der VN-Sicherheitsrat im April erstmals und in Anwesenheit des VN-Generalsekretärs mit COVID-19 befasst. Der Sicherheitsrat als Ganzes wird in der Krise seiner Verantwortung jedoch bisher nur bedingt gerecht. Botschafter Heusgen bedauert, dass derzeit „die Differenzen leider die Gemeinsamkeiten überwiegen“. Dabei gibt es keine Alternative zur multilateralen Zusammenarbeit – nicht nur bei COVID-19, sondern auch bei der Friedenssicherung. Derartige Herausforderungen kann kein Einzelstaat auf nationaler Ebene bewältigen.

Deutschland wird im Sicherheitsrat auch weiterhin das Thema Frauen, Frieden und Sicherheit auf der Tagesordnung halten: „Wir sehen nach wie vor, dass sexuelle Gewalt als Instrument in Konflikten und in Kriegen angewandt wird und das muss angeprangert werden.“ Im April vergangenen Jahres hatte der VN-Sicherheitsrat unter deutscher Präsidentschaft erstmals eine Resolution hierzu verabschiedet.

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