
The Public Sector is Africa’s Achilles’ Heel
by Dr. Ingrid Hamm and Nadine Bütow
Afrikas Streben nach Lösungen für die tiefgreifenden Herausforderungen des Kontinents ist ungebrochen und intensiv. Ein Beispiel ist das jährliche Ibrahim Forum, das 2018 das Thema „Öffentlicher Sektor in Afrika“ in den Mittelpunkt der Diskussion stellte. Ingrid Hamm wohnte dem Forum bei. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen.
Wenn die Elite Afrikas und prominente Vertreter der Zivilgesellschaft, multilateraler und regionaler Institutionen und die wichtigsten internationalen Partner Afrikas zusammenkommen, steht das jährliche Ibrahim Forum an. Der Themenschwerpunkt in diesem Jahr: „Public Services“. Hierzu veröffentlichte die Mo Ibrahim Stiftung gerade eine Studie. Die öffentlichen Dienste sind wichtige Stellschrauben und von entscheidender Bedeutung für die zukünftige Entwicklung Afrikas. Das Ibrahim Forum stellte fest, dass der öffentliche Sektor mit unzureichenden Ressourcen ausgestattet ist und mit den beispiellosen Anforderungen der rasch wachsenden Bevölkerung kämpft. Es fehlt an Transparenz und klaren Investitionsprogrammen. Prioritäten sind nicht definiert und viele öffentliche Prozesse nicht frei von Korruption. Der Kontinent muss sich in den kommenden Jahrzehnten zusätzlich mit globalen Trends befassen, die eine funktionierende, zukunftsorientierte Verwaltung unabdingbar machen.
Mega-Trends erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Sektors
Bevor wir zu den Ergebnissen der Studie und Stimmen des Forums kommen, werfen wir einen Blick auf die globalen Trends, die einen bedeutenden Einfluss auf das Wachstum und den gestiegenen Optimismus in vielen Teilen Afrikas haben. Zu diesen gehört die demografische Entwicklung. Zum einen wird die Bevölkerung Afrikas, und damit auch Beschäftigte und Konsumenten, im Gegensatz zu anderen Staaten weltweit immer jünger, was enorme Wachstumsaussichten birgt. Zum anderen bestimmt die „Generation I“ den Ton, auch in vielen Teilen Afrikas. Sie sei informiert, interaktiv, individuell und innovativ, schreibt die afrikanische Niederlassung von PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrem Insight Journal über Public Services in Afrika. Die Geisteshaltung der Jugend, ihre Ansichten und Werte würden sich verändern. Sie sehnen sich nach modernen, technologisch gut ausgestatteten Einrichtungen, nach direktem Kontakt und Flexibilität. Dieser veränderte Anspruch macht auch vor dem öffentlichen Sektor nicht halt, der häufig unvorbereitet und wenig anpassungsfähig ist, die Motivation und den Antrieb der Menschen ausbremst.
Ein dritter starker Trend schlägt sich in der Veränderung der wirtschaftlichen Kraft wieder. Afrika entwickelt sich zu einem aufstrebenden Kontinent mit allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Zunehmender Handel zwischen den Volkswirtschaften führt zu einer rapiden Urbanisierung. Bis 2050 entstehen Schätzungen zufolge bis zu 440 neue Städte, schreibt PwC. Sind diese aufstrebenden Städte nun mit mangelnder Infrastruktur ausgestattet, schlägt sich dies negativ auf die Geschäftskosten und die Produktivität nieder. Der Prozess der Urbanisierung muss daher ebenfalls konsequent von öffentlicher Seite begleitet und gefördert werden. Das geschieht bislang unzureichend.
Man darf davon ausgehen, dass der Klimawandel, Ressourcenverknappung und Ernährungssicherheit Afrika ebenso stark beeinflussen werden, wie neue Technologien und die Auswirkungen der Digitalisierung. Doch Letztgenannte haben das Potenzial, Innovationen in die öffentlichen Einrichtungen zu tragen, Services schneller, besser und günstiger zu machen.
Gerechtigkeit hat oberste Priorität für Afrikaner
Auf dem Forum wurde schnell deutlich, dass der öffentliche Dienst bisher nur langsam auf Herausforderungen reagiert hat. Er müsse proaktiv und offensiv handeln. Die Entwicklung des öffentlichen Dienstes seien zu lange vernachlässigt worden, sagte Mo Ibrahim, Vorsitzender der Stiftung. „Unsere öffentlichen Dienste sind lebenswichtig, aber wir reden nicht über sie. Es gab endlose Treffen in Afrika oder über Afrika, aber wir diskutieren nie unseren eigenen öffentlichen Dienst (..).“
Herman Mashaba, Bürgermeister von Johannesburg, skizzierte das erwähnte Problem der zunehmenden Urbanisierung. Ausgelöst von der Arbeitslosigkeit würde es immer mehr Menschen vom Land in die Stadt ziehen. Allein in Johannes sind es jeden Monat 3000.
Die Studie schaute auch auf die Bedürfnisse der Menschen. Der ehemalige Premierminister von Niger, Ibrahim Assane Mayaki, zeigt sich überrascht ob der Ergebnisse, die die Umfrage zu Tage brachte: „Wir alle gingen davon aus, dass Bildung, landwirtschaftliche Produktion und andere Themen Priorität bei den Bürgern hätten. Aber es ist das Thema Gerechtigkeit.“ Donald Kaberuka, ehemaliger Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, ergänzte hierzu: „Am Ende des Tages suchen die Bürger drei Dinge. Erstens: der öffentliche Sektor muss sauber sein. Er sollte nicht ihr Geld stehlen. Zweitens: die Behörden sollten die Dienstleistung liefern, für die sie bezahlt werden. Und Drittens: sie sollten rechenschaftspflichtig sein.“
Fachkräftemangel durch Technologie und Innovation entgegnen
Afrika kämpft mit massivem Fachkräfte-Schwund. Jahr für Jahr wandern Tausende ab. Sie suchen entweder im Ausland oder im privaten Sektor ihr Glück. Wie wichtig Investitionen in Personalressourcen und Ausbildung sind, betonte der Minister für Öffentliche Dienste und Arbeit in Ruanda. Das hätte dem Land geholfen, ein stabiles Behördensystem aufzubauen. Winifred Oyo-Ita, Leiterin des Öffentlichen Dienstes in Nigeria ergänzte: „Die besten und klügsten Köpfe für den öffentlichen Sektor zu gewinnen, erfordert Technologie und Innovation.“ Die Digitalisierung könne Aufzeichnungen des öffentlichen Sektors auf Knopfdruck verfügbar machen. Das ermöglicht Überwachung und eine gute Auswertung – Aspekte, die zu mehr Leistung, Disziplin und Integrität führen würden, sagte Oyo-Ita.
Neue Möglichkeiten durch kluge Führung und aktive Bürgerbeteiligung
Dies ist die wichtigste Schlussfolgerung des Ibrahim Forums 2018. Intensiv diskutierten die Beteiligten über die Notwendigkeit der Rechenschaftspflicht und Eigenverantwortung der Bürger. Jay Naidoo, Gründungsgeneralsekretär des Kongresses der südafrikanischen Gewerkschaften, betonte die Bedeutung der aktiven Bürgerbeteiligung. Er meint, dass nur die Macht der Menschen dafür sorgen könne, dass Rechenschaftspflicht besteht. Es sei ein interaktiver Prozess, bei dem das Bottom-Up wichtiger sei als das Top-Down. Er betonte die Notwendigkeit, dass die Regierungen gegenüber ihren Bürgern offen und transparent sein müssten. Barkha Moussa vom Außenministerium von Mauritius unterstrich die Notwendigkeit, dass junge Menschen sich aktiv an der Gestaltung der von ihnen gewünschten öffentlichen Dienstleistungen beteiligen müssten.
Die Anforderungen an den öffentlichen Sektor sind enorm und werden weiter wachsen. Die Führung Afrikas hat dies erkannt und muss nun handeln. Mehr zum Ibrahim Forum und dem erstarkenden Feminismus in Afrika ist in diesem Beitrag zusammengefasst.
Authors:
- Nadine Bütow, Public Relations Global Perspectives Initiative
- Dr. Ingrid Hamm, Co-Founder and CEO Global Perspectives Initiative
Contact Person:
Nadine Bütow, Public Relations
n.buetow@globalperspectives.org
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