Global Perspectives | Bericht | 14. June 2018

African Feminism on the Rise

by Dr. Ingrid Hamm and Nadine Bütow

Please note: This statement is only available in German language

In Afrika gibt es eine zunehmend starke Frauenbewegungen. Politisch wird sie von einflussreichen Initiativen und Netzwerken unterstützt. Das Women Political Leaders Global Forum ist eines von ihnen. Auf dem diesjährigen Ibrahim Governance Weekend der Mo Ibrahim Stiftung wurde deutlich: Dieses Momentum möchte genutzt werden, damit guter Intention auch Fortschritt folgt.

Wer „Afrika“ hört, verbindet damit häufig Hunger, Flucht, Krisen, Vertreibung. Das zeigte bereits unsere GPI-Studie aus 2017. Obwohl es diese Seite von Afrika zweifelsohne gibt, verkennen wir allzu oft die andere. Sie erzählt Geschichten von Wachstum, Entwicklung und kraftvollen Stimmen des Aufbruchs. Der aufstrebende afrikanische Feminismus ist eine dieser Stimmen. Für den Kontinent ist er eine wichtige Säule der Entwicklung geworden. Das Women Political Leaders Global Forum (WPL) weiß um diese Bedeutung und versammelt jedes Jahr ein weltweites Netzwerk von Politikerinnen, hochrangigen Regierungsvertreterinnen und Vertretern von UN, African Union und der EU. Die Mission ist klar: Mehr Frauen in politische Führungspositionen bringen, um damit den Einfluss auf die Entwicklung ihrer Länder zu erhöhen, Frauenrechte zu stärken und Vorbilder für Mädchen und Frauen zu schaffen.

Ruanda: Vorreiter in der Frauenförderung
Das Land gilt in etlichen Bereichen als Erfolgsgeschichte. Das Wirtschaftswachstum liegt seit Jahren zwischen sieben und acht Prozent, die Weltbank ernannte Ruanda 2013 zum unternehmerfreundlichsten Staat auf dem afrikanischen Festland. Auch in den Studien von Transparency International erreicht Ruanda im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten regelmäßig Spitzenplätze und ist auf einem guten Weg, die meisten der Millenniumsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.

In puncto Frauenförderung übertrifft Ruanda manche westliche Staaten. 66 Prozent der Regierungsmitglieder sind weiblich. Der Global Gender Gap Report 2017 des World Economic Forums sieht Ruanda weltweit auf Platz 4, während Deutschland auf den 12. Rang verwiesen wird. Mary Robinson, ehemalige Staatspräsidentin Irlands und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und eine der Teilnehmerinnen des WPL-Forums, erinnert sich an die dunkelsten Stunden des Bürgerkrieges in Ruanda, die sie als Hochkommissarin miterlebte. Sie zeigte sich tief beeindruckt von der Aufbauarbeit des Landes nach dem Genozid. Für Ruandas Präsident Paul Kagame ist die Frauenförderung selbstverständlich. Denn sie nutze allen, sagte er. Um den Wandel in Ruanda wie in ganz Afrika fortzuschreiben, will er vor allem die Mentalität der afrikanischen Bürger verändern. Der Wandel und das ökonomische Wachstum benötige zudem eine verlässliche Finanzierung. Auf dem Mo Ibrahim Forum warnte er jedoch zugleich vor finanzieller Abhängigkeit. Kagame gehört zu den großen Vertretern des freien Handels in Afrika. Unter seiner Führung wurde in der African Union zudem das Jahr 2018 als “Year Of The Battle Against Corruption And Crucial Decisions” ausgerufen.

Müttersterblichkeit weltweit halbiert, aber ungleich verteilt
Eines der großen gesundheitlichen Themen in Entwicklungsländern, die das WPL-Forum intensiv diskutierte, ist die Müttersterblichkeit. Sie hat sich laut UNO und Weltbank in den vergangenen 25 Jahren weltweit beinahe halbiert. Dieser Fortschritt ist allerdings ungleich verteilt. In Afrika erfüllten bislang lediglich neun Staaten die Millenniumsziele und reduzierten die Müttersterblichkeit innerhalb von 25 Jahren um 75 Prozent. Ruanda ist eines davon. Weltweit betrachtet stammen 99 Prozent der Frauen, die im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder Geburt sterben, aus Entwicklungsländern. Diese Zahl ist auch in Anbetracht der positiven Entwicklungen weiterhin alarmierend. Frühe Mutterschaft und viele Geburten sind maßgeblich Ursachen.

Emanzipation bringt Wirtschaftswachstum
Längst ist die Förderung von Frauen und eine Bewegung gegen ihre Unterdrückung mehr geworden, als eine moralische Verpflichtung. Sie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Globale Erhebungen zeigen immer wieder, dass die Bildung von Frauen den wirtschaftlichen Wohlstand fördert. Insofern stellt die Entscheidung gegen eine aktive Frauenförderung auch gleichermaßen eine Entscheidung für die Zementierung von Armut und Stillstand dar. Und so liegt in der aktiven Einbindung von Frauen ein wichtiger Schlüssel für die Entwicklung Afrikas. Das weiß auch die Präsidentin der UN Women Phumzile Mlambo-Nguka und ruft im Rahmen ihres Amtes regelmäßig öffentliche und private Akteure dazu auf, in Frauen zu investieren. Afrika müsse mit und durch die Frauen wachsen. Schließlich würden die Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen.

Ein der Vorkämpferinnen ist die ehemalige Präsidentin Liberias, Ellen Johnson Sirleaf. Sie erhielt den diesjährigen „Mo Ibrahim Prize for Achievement in African Leadership“. 2011 wurde ihr der Friedensnobelpreis für ihr Engagement um die Demokratiebewegung in Afrika verliehen. Als Präsidentin von Liberia war sie zugleich die erste Frau, die durch eine Wahl das Amt eines Staatsoberhauptes in Afrika erlangte. Sie gilt als großes Vorbild und Kämpferin für die die aktive Frauenbewegung Afrikas. Auf dem WPL-Forum rief sie Afrikanerinnen dazu auf, Grenzen zu durchbrechen und ihre Zukunft in die Hand zu nehmen – auch, um weiterhin Frauen in künftigen politischen Führungsrollen in Afrika zu wissen. Sirleafs persönliche Geschichte bewegt. Während ihrer politischen Zeit musste sie mehrfach fliehen und wurde oft inhaftiert. Als sie ihr Amt antrat, fand sie ein Liberia vor, das der Bürgerkrieg in Trümmern gelegt hatte – ohne Infrastruktur, traumatisiert und intern verfeindet. 12 Jahre lang baute sie ihr Land wieder auf, das mittlerweile ein anderes geworden ist, und sich in allen Kategorien des Ibrahim Index of African Governance verbessert hat. Das Land landet im Ranking auf Platz 28 aller afrikanischen Länder und erhielt 51,4 Punkte von 100.

Der öffentliche Sektor: eine weitere Achillesferse Afrikas
Dass neben der Frauenförderung ein funktionierender öffentlicher Sektor eine der wichtigsten Stellschrauben in der Entwicklung Afrikas ist, zeigte die Studie der Mo Ibrahim Stiftung zur ordentlichen Verwaltung in Afrika, die auf dem Ibrahim Governance Weekend ebenfalls vorgestellt wurde. Hier wird deutlich, dass die Verwaltung in politischen und gesellschaftlichen Bereiche vielerorts weder den derzeitigen noch den zukünftigen Anforderungen gewachsen ist. Dabei ist die Eintreibung der Steuern ein besonders kritischer Faktor, aber auch die Qualifikation und die Bezahlung der Beamten, Lehrer und Krankenschwestern. Die Bedeutung des öffentlichen Sektors ist zudem entscheidend für ausländische Investitionen. Insbesondere europäische und nordamerikanische Unternehmen erwarten eine funktionierende öffentliche Verwaltung. Die Potenziale Afrikas sind enorm, aber erst gute Regierung und Verwaltung bringt sie zur Entfaltung. Wir haben diesem spannenden Thema einen eigenen Blogbeitrag gewidmet.

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Authors:

  • Nadine Bütow, Public Relations Global Perspectives Initiative
  • Dr. Ingrid Hamm, Co-Founder and CEO Global Perspectives Initiative

Contact Person:
Nadine Bütow, Public Relations
n.buetow@globalperspectives.org

Download:

GP Statement "African Feminism on the Rise"

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